Bericht vom Konzert in der kath. Kirche Uster.
Am vergangenen Sonntag trat das Akkordeon Ensemble Uster AKKORDEUS, geleitet von Pierrette Hohl und Daniel Studer, zusammen mit Pianist Konrad Weiss in der katholischen Kirche auf und begeisterte das Publikum mit einem anspruchsvollen und abwechslungsreichen Programm.
Rund zwanzig Akkordeonspieler eröffneten das Frühlingskonzert mit einem Präludium und einer Fuge von J. S. Bach. Der Vereinspräsident, Florian Thalmann, führte durchs Programm und vermutete, Bach hätte bestimmt auch für Akkordeon geschrieben, wenn das Instrument zu seiner Zeit schon bekannt gewesen wäre. Die zahlreich erschienenen Zuhörenden glaubten ihm sofort, denn ab dem ersten Takt verschmolzen die verschiedenen Stimmen zu einem ausgewogenen und nuancierten Gesamtklang.
Ausdrucksstark und mit rhythmischer Sicherheit trugen die Nachwuchsspieler des Jugendensembles zwei weitere Stücke vor. Mit einer Suite ungarischer Melodien entführte das Orchester anschliessend das Publikum Richtung Osten. Fröhliche Tänze wechselten sich ab mit seufzenden Weisen. Auch die Fantasie in Moll des anwesenden Akkordeon-Komponisten Bruno Thomann schlug osteuropäische Czardas-Töne an und wurde mit viel Applaus belohnt. Auf das abenteuerliche Terrain zeitgenössischer Akkordeonliteratur hatte sich das Ensemble zuvor mit der effektvollen «Micro Suite Nr. 3» gewagt.
Die «Sinfonische Suite» von Wolfgang Jacobi brachte nach einer kurzen Pause die Frühlingssonne auch in die Kirche. Vom fröhlichen Allegro des ersten Satzes über ein schmelzendes Arioso bis zum majestätischen Menuett als Schluss-Satz: Das Werk skizzierte mit technischer Raffinesse und unterschiedlichen Klangfarben die vielen Möglichkeiten, die dem Akkordeon zur Verfügung stehen. Das Ensemble, nun dirigiert von Daniel Studer und mit der Gesamtleiterin Pierrette Hohl unter den Spielenden, interpretierte die anspruchsvolle Suite virtuos und einfühlsam.
Wer AKKORDEUS bereits kennt, weiss, dass sich das Ensemble für jedes Konzert neue Herausforderungen sucht und sehr gern mit Gastmusikern zusammenspannt. Diesmal bereicherte der Ustermer Pianist Konrad Weiss das Programm. Als Solist verzauberte er das Publikum mit einem Prélude und einer Mazurka des russischen Komponisten Anatoli Ljadow und «Consolation» des Schweizers Othmar Schoeck. Mit scheinbarer Selbstverständlichkeit meisterte er auch die technisch schwierigsten Passagen und konnte sich so ganz auf den Ausdruck konzentrieren. Von zarter Melancholie bis zu feuriger Leidenschaft im Tango «Jalousie» bediente sich Weiss auf der ganzen Palette der Gefühle und malte Klangbilder mit viel Tiefenschärfe. Als Zugabe überraschte er mit einer verschmitzt-verspielten Eigenkomposition.
Höhepunkt des Konzerts waren die Polowetzer Tänze, die das Akkordeon-Ensemble gemeinsam mit Konrad Weiss einstudiert hatte. Ursprünglich ist das Werk Teil der Oper «Fürst Igor» von Alexander Borodin. AKKORDEUS verwendete eine Bearbeitung für Piano und Streichquartett und begeisterte das staunende Publikum mit einem überaus gelungenen Experiment. Mit «Adios Nonino» von Astor Piazzolla gaben das Ensemble und Konrad Weiss die lautstark geforderte Zugabe und schlossen damit ein Konzert ab, das eindrücklich zeigte, wie Pierrette Hohl in einem lokal verwurzelten Musikverein mit Weitblick Nachwuchsförderung und Darbietungen auf sehr hohem Niveau immer wieder unter einen Hut und in ein Konzertprogramm bringt.